Eingang Die Taufe an der Savica
Die Taufe
France Prešeren
Prevod pesnitve Krst pri Savici.
Prevajalec: Klaus Detlef Olof
Izdano: Krst pri Savici = Die Taufe and der Savica. Kranj: Mestna občina; Celovec; Ljubljana; Dunaj: Mohorjeva založba], 1998. (COBISS)
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Der Mannen und der Wolken Kampf geendet
hat dunkle Nacht, der Morgen jetzt vergoldet
das graue Oberhaupt der Krainer Berge
und lässt den schneebedeckten Dreikopf lodern.
Vom äußern Sturm ist keine Spur zu merken,
in Ruhe breitet sich der See von Bohinj;
doch unentwegt tobt auch zu dieser Stunde
der Kampf der Welse tief auf seinem Grunde.

Ist, Črtomir, der See, an dessen Ufer
du grübelnd stehst, nicht auch dein eignes Abbild? –
der Kriegslärm mocht’ in dieser Nacht verstummen,
der Kampf in deiner Brust kennt keine Nachsicht,
nur stärker schlägt der Schweif des alten Wurmes,
– das musst’ ich selbst in meiner Not erfahren –
noch lauter ist sein Schrei nach Blut geworden,
noch gieriger sind der Harpyen Horden.

Zu Staub zerfiel die Ordnung der Slowenen,
Gesetze, die auf alten Rechten bauten,
seit Baierns Tassilo des Landes Herrscher
und unters Joch der Slava Söhne kamen.
Das Glück hofiert in Krain allein den Fremden,
die ihre Köpfe eitel höher tragen.
Doch du suchst nicht, der Wunde Brand zu enden,
den Tod, wie Cato einst, von eignen Händen!

Es würd’ der gegenwärt’gen Stunde Schwere
ein greises Haupt wohl kaum ertragen;
die Jugend knüpft sich fest’re Hoffnungsnetze,
darin uns trügerische Mächte fangen.
Was, Črtomir, dich an das Leben fesselt,
erweist sich mir aus deinen frühern Tagen,
als dich nicht nur der alte Glaube leitet’,
zur Mitte dich des Sees von Bled begleitet’,

zu der von Wellen sanft umspülten Insel,
die unsertags ein Wallfahrtsort Mariens;
im Hintergrunde stehen Gletscherriesen,
nach vorne sehen Felder wir sich ziehen;
wie schön prangt dort Burg Bled zu deiner Linken,
wo rechterhand die Hügelwelt sich gliedert.
Das Krainer Land kennt keine schön’re Stätte,
die sich dem Paradies verglichen hätte.

Zu Zeiten Črtomirs stand auf der Höhe
der Göttin Živa Bild an heil’ger Stätte,
ihm opferten die Jünglinge ihre Sehnen
und brachtet voller Liebreiz dar, ihr Mädchen,
bald euer Lachen, bald der Tränen Ströme,
erprobte Waffen, denen wir erlegen.
Dort steht, den Dienst im Tempel zu verrichten,
mit seiner Tochter, Staroslav in Pflichten.

Die Tochter Bogomila, schön wie einstens
nur Hero von Abydos, die berühmte:
auf ihren Wangen glüht der Unschuld Zeichen,
die eig’ne Schönheit flieht die Jungfrau schüchtern,
sie achtet nicht der Jüngling’ Schmeicheleien
und lässt zu keinem Hochmut sich verführen.
Kaum sechzehn Jahre kommen hier zusammen,
für keinen noch steht’s junge Herz in Flammen.

Der Göttin Opfergaben darzubringen,
was seine Burg vermag an guten Dingen,
sei’s frisches Obst, sei’s Korn, ein Tier der Herde,
strebt Črtomir im leichten Kahn zur Insel.
Als er dort arglos sich dem Mädchen nähert,
trifft unversehens ihn der Pfeil der Liebe,
aus ihrem Auge in sein Herz entsendet,
wo unlöschbare Flammen er entzündet.

O selig, selig, Črtomir, entzündet
von deinem Blick steht auch das Mädchen,
wie überwältigt ist sie von Gefühlen,
wie sie zu Boden blickt, die Worte beben!
Wie's Morgenrot den klaren Tag verkündet,
bedeckt ihr bleiches Antlitz ein Erröten,
in deiner Hand bleibt ihre Hand, gehalten
von ihr noch unbekannter Mächte Walten.

Das Glück beschreibe euch ein anderer Dichter,
das nun ein ganzes Jahr den beiden blüte:
ob Črtomirs Besuche auf der Insel,
wie es den Vater innerlich verjüngte,
dem nicht, wie mir, die Freude eine Dirne,
den ihre Liebe in der Brust beglückte,
ihr trunk’ner Taumel, ach so rasch verflogen,
wenn Trennungsschmerz sie erst ums Glück betrogen.

Schon heißt es, Črtomir, aufs Glück verzichten,
hörst du denn nicht den Ruf der Kriegsfanfaren?
Mit wilden Horden jagt heran der grimme
Valhun, geschwor’ner Feind der Götterhallen.
Im ganzen Land erheben sich die Schilde
des Glaubens, den die Mutter dir vermachte
und den auch dieses Mädchen hier verkündet,
mit dem dich reine Liebe jetzt verbindet.

Wie schwer und bitter ist die Abschiedsstunde!
Die heißen Tränen netzen ihre Wangen,
wie eines Leibes stehen sie umschlungen,
des einen Mund will nicht vom andern lassen;
als er sie so in ihren Schmerz versunken
da stehen sieht und keine Tröstung nahe,
kann auch der Vater sich nicht mehr erwehren
und wischt sich links und rechts die schweren Zähren.

Gern würde er sie an den Ruhm gemahnen,
wär überzeugt er, dass der Sieg erreichbar:
mit seinem Zug zur Drau die Kanker abwärts
besitzt Valhun in Krain zu große Streitmacht.
Auf ihn scheint nur der blut’ge Tod zu warten,
der Hoffnung bar, die Brüder zu befreien.
Die Nachricht kommt, dass Dörfer, Tempel brennen;
– Zeit, Črtomir, mit Waffen anzurennen.

Er geht, von echtem Stamme sich erweisend,
den Kampf zu kämpfen, ohne Siegeshoffnung;
wo er das Schwert zieht, bleiben blut’ge Leiber
zurück, noch auf der Stirn den Schweiß des Todes,
gefall’ne oder halb entseelte Feinde.
Doch weder Schwert noch Festigkeit des Bollwerks
kann hier die Götter der berühmten Ahnen,
kann die Gefährten vor dem Tod bewahren.

Besiegt steht er allein im Morgengrauen
am See von Bohinj, stumpf lehnt seine Waffe,
er misst den nassen Abgrund mit den Augen,
den Kopf durchziehen schreckliche Gedanken,
doch etwas lässt ihn, rasch in blindem Glauben
sich selbst den Tod zu geben, innehalten –
dein, Bogomilas Bild ist’s, das ihn leitet
auch in dem Kampf, den er im Innern streitet.

Nur einmal noch das liebe Bild umarmen,
ein letzter Gruß dem Ort der früh’ren Wonnen,
und wissen, ob dem Wüten sie entgangen,
ob ihm ihr Herz noch immer treu gesonnen,
ob es vielleicht schon schläft im kühlen Grabe,
ob ihm der Sieger seine Braut genommen,
ob sie noch lebt, musst’ sie den Tod erleiden? –
zuvor kann er aus dieser Welt nicht scheiden.

Ein treuer Fischer kommt vom Gegenufer
und mahnt ihn, sich besonnen zu erweisen,
und dass ihn überall die Christen suchen,
dass die Gefang’nen Valhuns Tode leiden;
den Ort zu lassen, will er ihn ermuntern
und lädt ihn ein, in seinen Kahn zu steigen,
um ihn von hier in Sicherheit zu bringen;
von dieser Mahnung lässt er sich bezwingen.

Rasch rudern sie ans andre Ende, wo der
Savica Wasser in den See einmünden,
und weil der Wind es gut meint mit dem Boote,
fliegt es dahin wie Vögel durch die Lüfte.
Der Fischer späht umher nach Feindeshorden,
dann lenkt den Kahn er an das dunkle Ufer;
als jetzt den Helden Durst und Hunger plagen,
gibt er von dem, was seine Taschen tragen.

Vergelten möcht’ ihm Črtomir die Mühe,
doch aufgebraucht im Krieg sind alle Gelder.
Nur Staroslav und Bogomila hüten
noch seinen Goldschatz in geheimer Gegend,
die beiden such’ er auf als guter Bürge.
Er gibt ihm einen Ring, den nur sie kennen,
den zeig er vor, so werde es gelingen,
ein Viertel seines Goldes herzubringen.

Nach Bogomila trägt er auf zu fragen,
ob sie die Sonne sieht, ob sie am Leben,
ob Schutz sie fand hinter des Wassers Wachen,
ob vor dem Feind sie anderswo sich berge,
und wie ein sich’rer Weg wohl auszumachen
dorthin, wo jetzt das teure Mädchen weile.
Er harre am Savicafall auf Kunde,
ob böse oder gut, aus seinem Munde.

Beim morgendlichen Bild der Wasserstürze
denkt er, wie weiter unten träge säumend
sie oben wüten und am Ufer rütteln,
bis selbst die Steilwand schwankt, wie sie die Bäume,
die Felsen bis zum Einsturz unterspülen,
wie auf zum Himmel steigt das wüt’ge Schäumen –
so stürmt hinaus, dünkt ihm, in wildem Streben
die Jugend selbst, Geduld lehrt sie das Leben.

Aus den Gedanken wecken ihn die Stimmen
von Männern, die sich schwer beladen nähern,
in einem sieht er seinen treuen Fischer,
doch auch ein Unbekannter ist zugegen.
Talar und Stola zeigen einen Priester,
der offenbar im Dienst des Nazareners.
Schon will die Rechte nach der Waffe greifen,
da sieht er Bogomila nähereilen.

„O Bogomila, lass ans Herz dich drücken,
all Unglück, Sorge, Trauer sind zu Ende,
in mir bebt jede Sehne voll Entzücken,
wenn ich dein blühend Antlitz vor mir sehe.
So lass den Himmel sich in Wolken hüllen,
so lass die Stürme ringsum schneidend wehen –
was kümmern mich hinfort die Weltgewalten,
darf glücklich dich in meinem Arm ich halten.“

Doch seinen Armen langsam sich entwindend
setzt sie auf einen Stein sich ihm zur Seite
und spricht mit holder, aber fester Stimme
zu dem entflammten Jüngling voller Weihe:
„Allein heißt’s pilgern durch des Lebens Wirren,
nicht Bindung, Trennung fordern jetzt die Zeiten.
Damit dereinst sich unsre Wege einen,
siehst du mich hier auf diesen Ufersteinen.

So wisse, dass ich Christin bin, verworfen
hab ich der Väter falschen Götzenglauben,
er schmolz dahin wie Raureif an der Sonne,
der Vater selbst ließ seinen Graukopf taufen,
die Nachbarn, zum Marienvolk geworden,
sie hießen Živa an den Seegrund tauchen.
Wie ich zur Einsicht kam des einzig Wahren,
das, Črtomir, sollst du nun kurz erfahren.

Oft hab ich in der Einsamkeit der Insel,
wenn dich das Boot aus meinem Arm gerissen,
gefragt mich, ob denn nicht auch unsre Liebe
vergeht wie eine Welle vor dem Winde,
ob nicht schon jetzt der grünen Erde Kühle
der sehnend Herzen Wünsche intoniere,
ob nirgends denn ein trauter Stern sich fände,
dass liebend sich ein Herz ans andere binde.

Gedanken dieser Art, zogst du in arge Kämpfe,
die ließen mich nicht mehr zur Ruhe finden.
Dein Leben stetig in Gefahr zu sehen,
verstellt mir jeden Weg zu dir zu wissen,
wohin nur sollte sich mein Herz da wenden,
ganz ohne Trost war ich in meinen Wirren.
Ich Arme stand an der Verzweiflung Schwelle,
ersehnte in der Nacht des Tages Helle.

Doch eines Tages, wie das Kampfglück stehe,
ob es euch endlich hold sei, wollt ich wissen.
Da lehrte voller Gottesfurcht die Menschen
ein Geistlicher, der, den du mit uns findest,
wie uns der höchste Gott geschenkt das Leben,
wie in die Welt von Adam kam die Sünde,
wie Gottes Sohn Gestalt als Mensch genommen,
die Völker zu erretten er gekommen.

Dass dieser wahre Gott, ein Gott der Liebe,
die Menschen liebt, die seine Kinder alle,
dass unsre Welt voll wüster Stürme Sitz der
Versuchung, unsre wahre Heimat aber
die hohen Himmel, und dass auch das Leiden,
zusammen mit der Freude, seine Gabe,
dass er die Kinder zu sich hol’ voll Güte
und vorm Verderben wunderbar behüte,

dass für den Himmel er uns hat erschaffen,
wo seine Glorie strahlet über Wolken,
dass solche Freude, die uns dort erwartet,
hienieden unbekannt für Aug’ und Ohren,
und dass uns Glücklichen, die ledig aller Lasten
des Leibes, jeder Wunsch erfüllt sein solle,
dass Gottes milder Ratschluss jede reine,
hier unerfüllte Liebe dort vereine.

Ich ging nach Haus, still unsern Bund mir deutend,
als mich der Mann einholt, der da gepredigt,
begrüßt auf eigene Art mich voller Freude,
erklärt, dass einst er zu den Druiden zählte,
dass er vom wahren Glauben ward erleuchtet,
und unser Land durchwandre, ihn zu lehren.
Da unbekannt ihm rings die Dörfer alle,
such’ er Begleitung, weil die Nacht einfalle.

Daheim entdeckt er mir und meinem Vater,
was die Propheten alter Zeit verkündet:
wie Adams, Evas Sünde in dem Garten
am Kreuz mit Blut hinweggewaschen werde,
beschreibt uns Angst und Grau’n des Jüngsten Tages
und alle Wunder, die des Glaubens Bürgen.
Er fügt, was not zu wissen, nach der Reihe
und tauft uns in des neuen Glaubens Weihe.

Nur eine Sorge war’s, die stets mich quälte:
dass du zu jenen zählst, die Gott verdammte.
Wie oft hab ich im Traum dein Haupt gesehen
bleich liegen auf dem grausen Totenlaken,
zu jeder Stunde musst’ ich um dich beben,
dass du den Himmel niemals wirst erfahren.
Mein Herz macht’ mir der Gottesmann gesunden,
ich habe im Gebet die Kraft gefunden.

Wie oft hab einsam ich auf Knien gelegen,
Maria, unsre Jungfrau, anzuflehn um Hilfe:
‚So wolle, Gott, ihn nicht im Zorn verwerfen,
denn nicht aus Bosheit kränkt er dich, aus Irren,
ach, stoß ihn nicht in seiner Feinde Hände,
lass deine Gnade ihn vor ihrem Blick verhüllen.‘
Und herrlich hat er dich die Nacht behütet,
als die Gefährten fielen und der Tod gewütet.

Aus deinem Schlafe, Črtomir, erwache,
du musst von deinem Irrtum dich befreien;
bemüh dich nicht auf Wegen finstrer Nächte,
der Güte Gottes Widerstand zu leisten;
versäume so den Tag nicht seiner Gnade,
dass dermaleinst sich unsre Wege einen,
dass dort im Himmel, nach dem Tod hienieden,
uns Liebe ohne Trennung sei beschieden.“

ČRTOMIR
„Wie soll ich all die Sorge dir entgelten,
die du um mich, Geliebte, hast gelitten?
Die Freude will mir fast das Herz zersprengen,
die deine Liebe in ihm hat entzündet:
Bis dunkle Grabesnächte mich umgeben,
bis auch die letzten Tropfen Bluts gerinnen,
weih' ich dir meines Lebens Dienst und Stärke,
du herrsche über Glauben, Denken, Werke.

Wie könnt’ ich, Bogomila, dir verwehren
und das nicht tun, worauf dein Sinn gerichtet.
Bedenk jedoch die Wunden, die die Schwerter
Valhuns geschlagen, seine Pfeil’ gerissen,
welch Ströme Bluts hat dieses Land gesehen.
Bedenke alle Taten deiner Christen
und sag: heißt Zorn der Gott nicht, den sie kennen
und den sie einen Gott der Liebe nennen?“

DER GEISTLICHE
„Im ganzen Erdkreis Friede allen Menschen!
So sangen voller Freude in der Höhe
die Engel bei der Ankunft des Messias;
dass eines einz’gen Vaters wir die Söhne,
dass wir uns lieben sollen, sagt die Lehre,
dass Brüder alle Menschen, alle Völker.
Valhun folgt seines blinden Kopfes Grollen,
sag ich als Priester dir, nicht Gottes Wollen.“

ČRTOMIR
Nicht mich der Liebe, Frieden und Versöhnung,
nicht Bogomilas Glauben mich erwehrend,
weiß ich, dass in der Welt den Dienst der Götzen
die Köpfe ihrer Diener selbst ersinnen.
ich ehrt’ in ihnen das Gesetz der Väter,
doch jetzt sind sie gestürzt durch Macht des Krieges.
Wenn ich, im Bund mit dir, zur Taufe gehe,
wann, Liebste, bindet uns das Band der Ehe?“

BOGOMILA
„Der Blume sind bestimmt nur kurze Tage,
wenn sie der raue Reif des Frühlings heimsucht,
wenn Eis und Schnee in ihrer Blüte fallen;
so wird auch einem Mädchen, dem am Herzen,
den Frieden tötend, frühe Wunden nagen,
ein kurzer Weg durchs Leben nur gewährt sein.
Ist’s wert, geringe Zeit sich hier zu binden,
um sich in steter Trennungsfurcht zu finden?

Damit der liebe Gott vorm Tod dich rette
und dich mit mir im Himmelsparadiese
für ew’ge Zeiten, Črtomir, vereine,
hab ich entsagt dem süßesten der Wünsche,
hab ich entsagt dem Glück auf dieser Erde,
hab ich gelobt, mich nicht an dich zu binden.
Den Himmel konnt’ mein Fleh’n beschwören –
auf Erden darf ich dir nicht angehören.

Auf ewig keusch – so lautet mein Gelübde
vor Gott, vor Jesus Christus, vor Maria;
mich soll, trotz aller Heftigkeit der Wünsche
und ungeachtet meiner jungen Jahre
– vor mir der Hoffnungsglanz des Paradieses –
nicht eine Macht bewegen, dem Messias,
dem Himmelsbräutigam untreu zu werden.
Nie kann ich deine Braut sein hier auf Erden.“

Da sagt der Geistliche, nach Worten suchend:
„Das Eheglück kann jener nicht genießen,
der Taten, meinen, deinen gleich, den Furchen
der Zeit hat einzusäen sich erdreistet.
Verblendet habe ich mein Volk als Druide,
und wenn dein Schwert nicht Beistand hätt’ geleistet,
so wär der falsche Glaube längst vertrieben
und manche Frau als Witwe nicht geblieben.

So nimm den nächsten Weg nach Aquileia,
damit der Patriarch dich segne und, wenn
der Geist dich treibt, die Brüder zu erretten,
wie mich zuvor auch dich zum Priester weihe.
Es harren reiche Ernten in den Ländern
des Orients, versäume ihrer keine.
In Aquileia lass zum Seelenhirten,
zum Priester dich vom Patriarchen gürten.“

ČRTOMIR
„Zu Recht sagst du, ich darf des Glücks nicht hoffen,
es war stets feindlich mir und wird es bleiben:
mein Vater hat nie einen Sieg erfochten,
vom Leben musst' er als Besiegter scheiden,
die Mutter ist dem Kerker kaum entronnen,
schon lang deckt sie des grünen Grabes Heide,
beglückte mich der Liebe süßer Schauer,
war ihre Süße nur von kurzer Dauer!

Im Land erschollen gleich die Kriegstrompeten,
die mich von meiner Bogomila trennten,
heroisch fochten mit Valhun wir Kämpfe,
kein Tag des frohen Siegs ward uns gegeben,
es mordete das Schwert mir die Gefährten,
nur Flucht lässt Hoffnung, Zuflucht bieten Wälder.
Der wäre töricht, der sich an mich bände,
da mich die Wut des blinden Glücks doch fände.“

BOGOMILA
„Wer meint, des Glückes Wut könnt' sie ersticken,
der kennt sie nicht, die Kraft der wahren Liebe;
sie wird mit ewig reiner Flamme brennen
jetzt, und wenn von uns fällt des Leibes Schwere;
doch ihre Früchte in der Ehe zu genießen,
muss mir das fest're Band mit Gott verwehren.
Dir wird sich, aus dem Grabe aufgefahren,
die Reinheit meiner Liebe offenbaren.

Damit auch sie von der Verheißung wissen,
verkünde sie im Lande den Slowenen;
so lang mir auf der Welt zu sein bestimmt ist,
werd' ich mich Gott und dir als treu erweisen;
schon bald werd' ich beim Vater dort im Himmel
als jungfräuliche Braut dich wiedersehen,
und während, die du rettest, um dich trauern,
kommst du zu mir, um Gottes Thron zu schauen.“

Da dringen Sonnenstrahlen durch die Wolken,
und auf die bleiche Bogomila nieder
strömt reiner Glanz des schönen Regenbogens,
umspiel'n das holde Antlitz Himmelslichte;
er birgt die Träne kaum, dem Aug' entronnen,
dass über ihm sich aufgetan die Himmel,
dass er auf dieser Welt, er kann's nicht glauben,
so sehr bannt Črtomir des Bildes Zauber.
Als es vergangen, nimmt er von den Männern
an Gold, was in der Not ihm dienen könnte,
beschenkt den Fischer und auch seine Träger.
„Was Staroslav für mich an Gold noch hütet,
gib es den Armen“, heißt er Bogomila,
tritt auf sie zu, sie an sein Herz zu drücken.
Zum Abschied gibt er ihr die Rechte, schweigend;
nur Tränen sind's, die seinen Schmerz uns zeigen.

„So warte doch, erfüll mir eine Bitte
zum Abschied“, fleht noch einmal Bogomila,
„dass mir das Herz in Sorgen nicht versinke,
vielmehr der Bitternis sich wohl erwehre:
Vor meinem Angesicht entsag dem Irrweg,
bevor den Berg du querst nach Aquileia.
Bis dich die Taufe weiht, verweil', dann gehe,
der Priester ist, und Wasser, in der Nähe.“

Und schweigend willigt Črtomir ins Flehen,
er und der Priester treten zur Savica,
an deren Fall verrichten sie Gebete,
vollzieh'n mit Vater, Sohn und Geist die Taufe.
Auf seine Knie fällt, was ringsum an Menschen,
die Freude leuchtet aus dem Aug' der Jungfrau,
die einst dem falschen Glauben sich verpflichtend
den Dienst der Göttin Živa hat verrichtet.

Man deutet ihm, als er in Aquileia,
die heil'gen Schriften frei von jedem Irrtum;
in seiner Brust, nun Priester er, ersterben
die Hoffnungen von einst, zu den Slowenen,
und weiter noch, geht er, des Irrtums Wolken
bis an sein Ende ihnen zu vertreiben.
Zum Vaterhaus stieg Bogomila nieder,
auf dieser Welt sah'n sie sich niemals wieder.