Sonettenkranz
France Prešeren
Prevod pesmi Sonetni venec.
Prevajalec: Klaus Detlef Olof
Izdano: mladje 53, 1984; ponatis Traumreisen und Grenzermessungen: Reisende aus fünf Jahrhunderten über Slowenien, Celovec: Drava, 1995, str. 300–303 (COBISS)
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Poglavja 1 14 dno

Dein Dichter hat dir neu den Kranz verliehen.
Aus vierzehn der slowenischen Sonette
fügt er als dreifach angestimmte Kette
das „Magistrale“ ihrer Harmonien.

Aus ihm sind ihre Anfangsmelodien,
hier münden endlich wieder die Terzette.
So reicht der Schluss dem Anfang die Stafette.
Der Dichter gleicht dem Kranz der Poesien:

Sein Sinnen all entspringt nur einem Lieben,
und dort, wo es des Nachts den Schlaf gefunden,
erwacht es, wenn der Morgen sie vertrieben.

Zum Magistrale seines Seins gebunden,
sprichst du aus ihm, wenn nichts von ihm geblieben:
Er legt dein Lob auf der Erinn’rung Wunden.

Er legt dein Lob auf der Erinn’rung Wunden,
singt den Slowenen zukünftiger Zeiten,
wenn Moose längst auf seinem Grab sich breiten,
wo seine Schmerzen endlich Schlaf gefunden.

Dann werden diese Lieder rein empfunden.
Sie werden hochgemute Mädchen leiten,
den Eisenreif des Herzens aufzuweiten
und treuer Liebe Achtung zu bekunden.

Den Krainern werden hell’re Zeiten kommen,
und mild’re Sterne werden sie umrunden,
berühmt’re Lieder werden einst vernommen,

doch werden diese auch für wert befunden,
denn meinem Herzen hab ich sie entnommen,
mit Schmerzen tief im Innersten gebunden

Mit Schmerzen tief im Innersten gebunden
sind sie der Schmerzen offenkunde Zeichen.
Mit jenem Dichter kann ich mich vergleichen,
der Leonores Ruhmeslob gewunden.

Da seine Liebe ihn nur stumm gefunden, –
sie ließ das Morgenrot der Jugend bleichen
und hilflos jede Hoffnung von ihm weichen –
konnt’ heimlich er sie nur im Lied bekunden.

Dein Blick, in dem mir jede Hoffnung schwindet,
lässt nur das Feuer meiner Wünsche glühen.
Wo Furcht vor deinem Zorn die Zunge bindet,

sind stumm die Qualen, die mein Herz durchziehen.
Im Innersten, das keine Ruh’ mehr findet,
blassfeucht, erblüht der Strauß der Poesien.

Blassfeucht erblüht der Strauß der Poesien,
die längst dir mein Geheimnis offenbarten.
Mein Herz gleicht einem Acker, einem Garten,
dort sät jetzt meine Liebe Elegien.

Du bist ihr Licht. Doch bleibt das Glück geliehen,
leer sind die Fenster, die die Augen narrten,
die weder beim Spaziergang dich gewahrten,
auf Bällen, noch Theatergalerien.

Wie oft treibt mein Verlangen nach dir Schönen
mich durch die Stadt. Umsonst ist mein Bemühen,
mein Wunsch nach dir bleibt unerfülltes Sehnen.

So sind auch diese Lieder kaum gediehen,
sie sind verfasst in Einsamkeit und Tränen,
ihr Ort kennt Sonne nicht, noch Sympathien.

Ihr Ort kennt Sonne nicht, noch Sympathien,
die liebe Augen ihm entgegenbringen,
noch Blicke, die die Sorge ganz bezwingen,
ersehnten Lethetrank für Schmerz und Mühen.

Wo die Gesichter voller Freude glühen,
wo Zorn und Zwietracht nie nach außen dringen,
Gesänge aus dem vollen Herzen klingen,
das überströmt von süßen Harmonien,

wo sich im Tau der allerreinsten Liebe
ein erstes Frühlingswehen eingefunden,
dass sie erweckt, die edlen, schönen Triebe –

dort ward das Lob der Lieder nicht gebunden.
Kein frühlingshaftes Glück, das ihnen bliebe,
längst ist der letzte linde Hauch entschwunden.

Längst ist der letzte linde Hauch entschwunden.
Die Ärmsten haben von dir Unnahbaren
nie Lob und Anerkennung je erfahren,
sie ließ kein liebevolles Wort gesunden.

Sie haben vor den Schönen Furcht empfunden,
Sloweninnen, die gern sich deutsch gebaren
und meinen Blumen keinen Spott ersparen,
weil sie am heimischen Parnass gebunden.

Wo Krains Kamoenen einsam abseits stehen,
weil von der Menge nicht für wert befunden,
da werden fremde freundlich angesehen.

Als seltne Blumen, die noch kaum gefunden,
blüh’n unsre Lieder nur auf Eiseshöhen,
dort, wo sie Felsenburgen schroff umrunden.

Dort, wo sie Felsenburgen schroff umrunden,
am Rhodope und Hämus, hat den Söhnen
des wilden Thraziens mit sanften Tönen
die Leier Orpheus’ einst die Wut gebunden.

Der Himmel mög’ uns seine Gunst bekunden
und bald des Krainers Herz damit versöhnen,
dass ihm und allen anderen Slowenen
ein einheimischer Orpheus ward gefunden,

der unser Herz für unser Land entzündet,
uns friedvoll eint und seine Harmonien
Slowenen aller Gegenden verkündet,

dass vor der Schönheit seiner Poesien
der Zwist verstummt, dass auch zur Freude findet
ein kalter Hort, den Stürme wild durchziehen.

Ein kalter Hort, den Stürme wild durchziehen,
ist dieses Land, das Samo einstmals mehrte,
der seiner Enkel Huldigung entbehrte,
seit sie nicht mehr an seinem Grabe knien,

seit unsre Väter des Verrats sich ziehen,
als ihre Schultern Pippins Joch beschwerte,
seit uns der blut’ge Bauernkrieg verheerte
und Söldnerkämpfe, Türkendespotien.

Vorbei sind längst die Glücks- und Ruhmeszeiten
und leer die Seiten unserer Annalen,
die keine Heldenlieder mehr begleiten.

Und konnten gegen alle Macht am schmalen
Parnass der Heimat Blumen sich entbreiten –
jäh füllten Seufzer, Tränen ihre Schalen.

Jäh füllten Seufzer, Tränen ihre Schalen,
und karg nur nährt sie meine Hippokrene.
Dir strömt sie zu, die liebendheiße Träne,
und meiner Heimat teuren Idealen.

Gedanken, die mir Schmerzensbilder malen, –
die eigne Mutter liebt nicht der Slowene,
vergebens sing ich für die spröde Schöne –
erfüllen mir das Herz mit bittren Qualen.

Dein Name sollt’ auch meinen Namen mehren.
Mein tiefer Wunsch in sehnsuchtsvollem Glühen,
des Glückes Zeiten mögen wiederkehren,

ließ diese heimatlichen Lieder blühen,
der Wunsch, mein Volk zu wecken und zu lehren.
Umsonst, ihr Wuchs blieb kraftloses Bemühen.

Umsonst, ihr Wuchs blieb kraftloses Bemühen,
verführte Blumen, die beim ersten Tauen
im Februar der jungen Sonne trauen,
in ihrem kurzen Lächeln sich verfrühen.

Doch muss das Leben die Verwelkten fliehen,
wenn Nebelschwaden sich zusammenbrauen
und Raureif sie befällt mit gift’gen Klauen,
wenn Berg und Feld mit Schnee sich überziehen.

Du warst die junge Sonne für mein Lieben,
aus deinem Blick trank ich die milden Strahlen,
und Blütenkeime hat mein Herz getrieben,

doch mussten sie den Fürwitz bitter zahlen,
allein sind sie im Frost zurückgeblieben,
lichtleere Stunden mehrten ihre Qualen.

Lichtleere Stunden mehrten ihre Qualen
an Tagen, als den Dichter der Gesänge,
voll Lebensüberdruss, Verzweiflung, Enge,
Erinnyen selbst in ihre Macht befahlen.

Er glich’ Orest, wenn wie vor Opferschalen
Dianas er sein Seelenheil erzwänge
und deine Liebe sich sein Herz erränge,
die seine Wangen wieder färbt’, die fahlen.

Entflohen ist der Traum, der kurz nur währte,
ein jäher Blitz war Hoffnung und Bemühen,
den eine doppelt dunkle Nacht verzehrte.

Wie sollten da die Poesie sprühen,
in solchem Gram, von dem mein Herz sich nährte.
Ihr welker Schleier musste bleich verglühen.

Ihr welker Schleier musste bleich verglühen,
sie mussten schütter, kraftlos trauern.
So wachsen Blumen manchmal aus den Mauern
verlassener Ruinenszenerien,

wo Nesseln ihnen alle Kraft entziehen
und Unkrautpflanzen, die am Boden kauern.
Doch würden sie im Garten überdauern,
in grünen Beeten würden sie erblühen.

So könnt’ es meinen Blumen auch gelingen,
zu ihrer Königin und den Portalen
zu ihrem Herzen sich hinaufzuschwingen.

Wenn du nur willst, so wird aus diesen fahlen
Gewächsen eine schön’re Blüte dringen.
Aus deinen Augen sende milde Strahlen!

Aus deinen Augen sende milde Strahlen,
in hellem Licht mög sich dein Antlitz zeigen!
Vor ihm muss auch die Finsternis sich neigen,
Tribut muss ihm das Reich der Stürme zahlen.

Zerbrecht, ihr ungestalten Eisenschalen,
ihre schweren Sorgen, wollt doch endlich schweigen!
Die hilfsbereite Sanftheit, die dir eigen,
bring’ endlich Heilung meinen wunden Qualen!

Dann wird mein finstrer Blick sich wieder heben,
wird hoffnungsvolles Grün ins Herz einziehen,
dem Mund die Dichtergabe wiedergeben.

Dann wird mit hellen Blumenpoesien
aufs Neue sich mein wehes Herz beleben.
So werden neue Triebe froher blühen.

So werden neue Triebe froher blühen,
den grimmen Winter gänzlich zu besiegen.
Uns wird der Lenz in seine Wunder wiegen
und jeden Baum mit Blüten übersprühen.

Die Hirten werden froh ins Freie ziehen,
zur warmen Sonne wird die Biene fliegen,
Natur jauchzt auf, die allzu lang geschwiegen,
die Nachtigall im Busch singt ohne Mühen.

Wohl wissend, solches Glück nicht zu verdienen,
erbebt mein Herz um meine Poesien,
dass sie vielleicht dir aufdringlich erschienen.

Der brennendheiße Schmerz wird erst mich fliehen,
wenn deine Gunst die Blumen hier beschienen:
Dein Dichter hat dir neu den Kranz verliehen.

Magistrale

uredi

Dein Dichter hat dir neu den Kranz verliehen:
Er legt dein Lob auf der Erinn’rung Wunden.
Mit Schmerzen tief im Innersten gebunden,
Blassfeucht erblüht der Strauß der Poesien.

Ihr Ort kennt Sonne nicht, noch Sympathien,
Längst ist der letzte linde Hauch entschwunden,
Dort, wo sie Felsenburgen schroff umrunden,
Ein kalter Hort, den Stürme wild durchziehen.

Jäh füllten Seufzer, Tränen ihre Schalen,
Umsonst, ihr Wuchs blieb kraftloses Bemühen,
Lichtleere Stunden mehrten ihre Qualen,

Ihr welker Schleier musste bleich verglühen.
Aus deinen Augen sende milde Strahlen,
So werden neue Triebe froher blühen.